Nachruf zum Tod von Wig Kellner
Wig Kellner, ein außergewöhnlicher Segler und Mensch ist von uns gegangen
Im September ist Wig Kellner von uns gegangen
Wig war 1959 im Alter von 20 Jahren in den HSC gekommen, auch wenn seine Segelzeit schon vorher am Pilsensee begonnen hatte. In den Kriegswirren war die Familie mit dem jungen Wig und seinem Bruder an den Pilsensee gezogen. Mit Werner Quadfass bauten die jungen Buben Flosse und die ersten Art Segelboote selber. Ein Lugger war dann das erste richtige Boot mit denen „die weiten Meere“ am Pilsensee besegelt wurden. Mit 17 Jahren ging es dann regelmäßig mit geliehen Booten z.B. Piraten und O-Jollen von Familie Stummbaum zu Regatten an die Bayerischen Seen. Neben Werner und Wux Gerling war dann Walter Eberle eine prägende Person, mit der Wig all die Sport- und Naturbegeisterung teilen konnte. Was im Sommer das Segeln war, war im Winter das Eishackln und das Skifahren. In der Landesliga der höchsten Klasse auf Natureis spielten Wig und Walter sehr erfolgreich und erst mit 31 Jahren bei Bayern München wurden die Eishockeykarrieren beendet. Skifahren und Segeln blieben aber
noch ganz lange die großen Leidenschaften. Im HSC segelte er dann mit Walter und Wux zunächst in selbstgebauten Finns recht erfolgreich. Dann wechselte er in die Zweimannjolle Kosar, wo er auch in jeder freien Minute und selbst bei wilden Stürmen mit seiner Frau Eva auf dem See verbrachte. Von seiner Malerin Eva gibt es auch wunderschöne Aquarell- und Ölbilder aus dieser Zeit. 1971 stieg Wig dann auf die neue Klasse DYAS um. Wig war DER Initiator und das Zentrum dafür, dass der HSC von da an schnell und bis heute der beste Dyas-Club des Landes wurde und immer noch ist. 11 mal stellte der HSC den Deutschen Meister und 9 mal ging die seit 1997 vergebene Mannschaftsmeisterschaft an den HSC. Ich habe als14 Jähriger in dem damals noch nicht so jugendfreundlichen Club Wig und Walter kennen und sehr schätzen gelernt, da sie für mich die Personen waren, die sich engagiert auch mit uns damals wenigen Jugendlichen beschäftigt haben. Wig war der erster HSC-ler der Deutscher Meister wurde und das in den Jahren 1988, 1990 und 1992 gleich drei mal als Deutscher DYAS Meister mit seinem damaligen Vorschoter Klaus Holl. Dazu 2 mal Österreichischer Meister, 5 maliger Sieger der Travemündner Woche und unzählige Siege auf vielen Regatten. Nach der Dyas segelte er mit Klaus Holl noch einige Jahre Joker mit besten Ergebnissen auch am Gardasee und anderen internationalen Revieren. Als „Austragshäusl“, wie er es nannte, kam dann 1991 ein schönes H-Boot. Ich segelte in dieser Zeit noch einige Dyas Regatten inkl. IDMs mit Wig und auch einige Regatten im H-Boot. Ich habe nie einen besseren Wolkenleser wie Wig erlebt. Er konnte exakt die Bahnen der unterschiedlich tiefen und dunklen Wolken und die darunterliegenden Winddrehungen vorhersagen und den Kurs danach segeln. Und da er im Boot immer laut dachte, und immer zwei alternative Strategien hatte, die er laut denkenden immer einer permanenten Bewertung unterzog, konnte man von Wig so viel lernen. Wig schaffte es immer, eine 100% Verbindung zwischen Sport und den Bedingungen der Natur zu leben. Als Wig mit Klaus Richter und mir 2014 mal wieder eine und seine letzte gesegelte H-Boot Regatta gewonnen hattee und sich zur Siegerehrung aus der Regattaszene verabschiedete, versprach er als Abschiedsgeschenk nun endlich das Geheimnis seiner jahrelangen Erfolge zu verraten. Das Unterschiff mit leicht erwärmten Zanderfischöl gegen die Fahrtrichtung einmassieren. Da war es endlich raus. Aber nicht jedem, der seit dem versuchte, Wigs Erfolgsgeheimisse zu kopieren, sind die großen Erfolge von Wig vergönnt. Wig war auch lange Jahre in der Dyas Klassenvereinigung und 4 Jahre im HSC Vorstand engagiert. Dabei war er immer einer der eifrigsten und konsequentesten Verfechter dafür, dass unser Club stetig und nachhaltig an seiner sportlichen Ausrichtung arbeiten sollte. Viele der Maßnahmen, Regelungen und Strukturen, die ich als Sportwart die letzten Jahre auch mit gestaltet habe, sind in unzähligen kreativen und tollen Gesprächen mit Wig entstanden und geschärft worden. Segeln im Sommer sowie Skifahren und Eislaufen im Winter als das immer wieder Erleben der Symbiose zwischen engagierten Sport, Bewegung und Natur, waren der stetige und so sympathische rote Faden im Leben von Wig.
Wir werden unseren Freund Wig alle in einer herzlichen Erinnerung behalten und wünschten uns, dass es noch mehr so gradlinige, integre, bescheidene und engagierte Menschen geben sollte, die ihre tiefe Verbundenheit zum Teamsport Segeln und zur Natur so vorbildlich leben können und auf jüngere Menschen mit viel Motivation übergeben können. Besten Dank dafür Wig.
Christoph Quinger